Warum wir manchmal Aggression gegenüber Menschen spüren, die sie gar nicht verdienen

Warum wir manchmal Aggression gegenüber Menschen spüren, die sie gar nicht verdienen

Kennst du das Gefühl, dass du auf jemanden wütend bist, ohne genau zu wissen, warum? Vielleicht reagierst du über, fühlst dich gereizt oder verletzt – obwohl dein Gegenüber gar nichts Schlimmes getan hat. Diese Art von Emotionen verwirren uns. Wir fragen uns: „Warum bin ich so?“ oder „Warum fühle ich das?“
Doch meist steckt hinter dieser scheinbar unlogischen Aggression kein aktueller Anlass – sondern eine alte, ungelöste Geschichte in uns selbst.

 

Wo Aggression eigentlich entsteht

Aggression ist eine Urkraft. Sie ist ursprünglich nichts Negatives, sondern eine Lebensenergie, die uns schützt, abgrenzt und in Bewegung bringt.
In der gesunden Form hilft sie uns, für uns einzustehen und Grenzen zu setzen.

Doch wenn wir in unserer Kindheit gelernt haben, dass Aggression gefährlich, verboten oder sinnlos ist – weil unsere Eltern zum Beispiel laut gestritten oder sich emotional entzogen haben – dann wird diese Energie oft unterdrückt.
Das Problem: Unterdrückte Energie verschwindet nicht. Sie sucht sich neue Wege, um gesehen zu werden – manchmal in Momenten, die gar nichts mit der ursprünglichen Situation zu tun haben.

 

Die verschobene Emotion – wenn das Fühlen nicht mehr zum Jetzt passt

Psychologisch nennt man das Übertragung.
Das bedeutet: Gefühle aus einer alten Situation werden auf eine neue Person oder einen neuen Kontext übertragen.
Wenn wir als Kinder beispielsweise erlebt haben, dass ein Elternteil abwesend war oder den anderen oft kritisiert hat, entsteht ein inneres Spannungsfeld.
Unser System hat gelernt: „Hier ist Wut, aber ich darf sie nicht zeigen.“
Diese ungesagte Wut bleibt im Körper gespeichert – als Muskelspannung, als innerer Druck oder als Gereiztheit.

Später im Leben kann es passieren, dass wir dieselbe Emotion spüren, aber auf Menschen richten, die damit gar nichts zu tun haben.
Nicht, weil wir „falsch“ fühlen – sondern weil unser Körper noch nicht gelernt hat, zwischen damals und heute zu unterscheiden.

 

Wenn die Wut eigentlich jemand anderem gehört

Manchmal sind wir auf jemanden wütend, weil er in uns etwas anrührt, das wir lange nicht fühlen wollten.
Das kann ein vertrauter Blick, ein bestimmter Tonfall oder eine ähnliche Energie sein wie die eines Elternteils.

Unser Unterbewusstsein reagiert automatisch: „Achtung, das kenne ich – hier muss ich mich schützen!“
Und schon ist die alte Wut wieder da.
Doch der Unterschied ist: Dieses Mal ist sie fehlplatziert.
Sie gehört nicht dem jetzigen Menschen – sie gehört der Vergangenheit, die nie vollständig gefühlt wurde.

 

Wie du erkennst, woher die Aggression wirklich kommt

Der Schlüssel liegt im Bewusstsein.
Anstatt dich für deine Wut zu verurteilen, kannst du sie als Wegweiser verstehen.
Stell dir folgende Fragen, wenn du merkst, dass dich jemand übermäßig triggert:

  • Wen erinnert mich dieses Gefühl an?

  • Habe ich dieses Gefühl schon früher gekannt – vielleicht in meiner Kindheit?

  • Wem wollte ich das eigentlich einmal sagen oder zeigen, durfte es aber nicht?

Meist öffnet sich dann ein tieferer Zugang: Nicht die Person im Hier und Jetzt ist der Ursprung, sondern ein alter Schmerz, der endlich gesehen werden möchte.

 

Wie du mit der Energie der Wut heilsam umgehst

Wut ist kein Feind. Sie ist eine Botschafterin. Sie zeigt uns, wo Grenzen verletzt wurden – auch wenn es lange her ist.
Statt sie zu unterdrücken oder auszuleben, kannst du lernen, sie bewusst zu fühlen:

  • Schreib auf, was du gerade fühlst – ohne Filter.

  • Atme tief und spüre, wo die Wut in deinem Körper sitzt.

  • Versuch, nicht die Person zu bewerten, sondern das Gefühl selbst zu erforschen.

Manchmal hilft es, mit einer neutralen Person darüber zu sprechen – einem Therapeuten oder Coach.
Denn gerade bei alten Emotionen braucht es oft einen sicheren Rahmen, um sie zuzulassen, ohne sie wieder gegen dich selbst zu richten.

 

 

Heilung heißt: Die Vergangenheit von der Gegenwart trennen lernen

Wenn du erkennst, dass deine Wut oder Aggression nichts mit der jetzigen Situation zu tun hat, beginnt Heilung.
Dann kannst du im Heute bleiben, statt unbewusst alte Geschichten zu wiederholen.
Du beginnst, zu verstehen: „Ich bin nicht das Kind von damals – ich bin der Erwachsene von heute, der frei entscheiden kann.“

So verwandelst du Aggression wieder in das, was sie ursprünglich war: eine gesunde, klare Lebensenergie, die dich schützt und dir Kraft gibt.

 

Die eigentliche Ursache

Aggression ist nicht das Problem – Unbewusstheit ist es.
Wenn du beginnst, zu verstehen, woher deine Emotionen wirklich kommen, musst du sie nicht mehr gegen andere richten.
Du lernst, sie anzunehmen, zu transformieren – und dich selbst in deinem Fühlen zu verstehen. Manchmal richten wir Wut auf Menschen, die sie gar nicht verdienen – nicht, weil sie falsch sind, sondern weil in uns noch etwas gehört werden möchte. Und genau dort beginnt die Heilung.

 

Hast du Probleme mit Aggression und möchtest Sie heilen? Eine psychologische Beratung kann dir helfen.

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