Warum Menschen süchtig werden

Warum Menschen süchtig werden

Laut Statista haben 30 Prozent der Erwachsenen in Deutschland illegale Drogen konsumiert, in der Altersgruppe der 18 bis 25-Jährigen jeder Zweite. An erster Stelle steht dabei der Konsum von Alkohol, die am häufigsten konsumierte illegale Droge ist Cannabis (Quelle: Statista Research Department, 21.07.2021). Sucherkrankungen stellen auf jeden Fall ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar. Daher lohnt es sich, sich mit den Ursachen von Sucht auseinanderzusetzen, die häufig in der Kindheit wurzelt.

 

Sucht und ihre Ursachen

Der eigentliche Grund, zu Alkohol oder anderen Drogen zu greifen, ist meist nicht die Droge selbst. Hauptursächlich sind es schmerzhafte Erfahrungen – häufig in der Kindheit erlitten – die ein seelisches Ungleichgewicht auslösen, das in der Folge mit Drogen bekämpft wird.

Emotionaler oder körperlicher Missbrauch sind hierbei die schlimmsten Erlebnisse für Kinder, aber laut dem kanadischen Mediziner Gabor Maté, der sich auf die Behandlungen von Süchtigen spezialisiert hat, müssen die Traumata nicht einmal so tiefgehend sein. Seiner Meinung nach haben alle Abhängigkeiten mit Verletzung zu tun. Kommt der Schmerz darüber hoch, suchen viele Menschen Betäubung – sei es in Form von Alkohol oder illegalen Drogen. Weitere Süchte wären beispielweise Kaufsucht, Spielsucht, Magersucht oder die Internet-Sucht.

Selbstverständlich wird nicht jeder, der schmerzhafte Erfahrungen in der Kindheit durchlitten hat, eine Sucht entwickeln. Aber sie können den Weg in die Abhängigkeit begünstigen.

Nachfolgend möchte ich ein paar Beispiele dafür geben:

Fehlende Befriedigung von Grundbedürfnissen  

Als Säuglinge sind wir völlig abhängig von unseren Eltern – erst im Laufe der Zeit werden wir Stück für Stück unabhängiger, reifer und erwachsen.

Werden die grundlegenden Bedürfnisse eines Kindes nach Liebe, Schutz, Geborgenheit, Nahrung und Trinken nicht entsprechend erfüllt, entsteht eine Notsituation. Dazu gehört auch, ein Baby schreien zu lassen. Wird das Baby allein gelassen und seine Bedürfnisse nicht berücksichtigt, erlebt es maximalen Stress und Hilflosigkeit, deren Auswirkungen Körper und Seele schädigen können. Die Folge davon können Bindungsängste, Depressionen oder Suchtverhalten sein.

Liebe wird an Bedingungen geknüpft

Urvertrauen erwirbt ein Kind, wenn es bedingungslose Liebe erfährt und spürt, dass es um seiner selbst willen geliebt wird. Bedauerlicherweise gelingt dies vielen Eltern nicht. Viele Kinder wachsen mit dem Gefühl auf, dass sie für die Liebe der Eltern nicht brav genug sind, nicht gut genug in der Schule sind und ihnen Zuneigung nur im Tausch gegen Gehorsam und Leistung entgegengebracht wird. Es ist eine äußerst verletzende Erfahrung für ein Kind, den Eltern nicht zu genügen. Diese Unsicherheit und den Schmerz darüber, sich Liebe „verdienen“ zu müssen, nimmt es auch ins spätere Erwachsenenleben mit, was wiederum den Griff zu Drogen begünstigen kann.

Überbehütung

Eltern möchten ihre Kinder beschützen. Das ist mehr als verständlich, aber es gibt auch ein zu viel an Fürsorge, die zu Ängstlichkeit und Hemmungen führen kann und ebenfalls eine Ursache dafür sein kann, warum ein Mensch sich später im Leben „Mut antrinken“ muss. Wie soll ein Kind lernen, Herausforderungen selbst zu bewältigen, wenn es immerzu in „Watte“ gepackt wird?

Durchgetakteter Stundenplan statt Kreativität und Spiel

Viele Eltern organisieren das Leben ihrer Kinder im Stundentakt durch. Schule, Treffen mit Freunden, Nachhilfe, Sport und Musik – alles verläuft streng nach Zeitplan. Selbstverständlich wollen diese Eltern das Beste für ihren Nachwuchs. Entsteht dann eine „Lücke“ im Terminkalender, kommt Langeweile und Leere auf.

Was fehlt, ist einfach Zeit für Spiel und Kreativität, die ein Kind ganz nach eigener Fantasie gestalten kann, ohne dass die Eltern sich einmischen. Auch muss das Kind lernen, das Gefühl der Langeweile auszuhalten, damit es später nicht mit Drogen dagegen ankämpft, um die innere Leere zu füllen.

Hinzu kommt, dass wir in einer Leistungsgesellschaft leben, die diejenigen zurücklässt, die nicht „mithalten“ können. Aus dem Gefühl, versagt zu haben, kann ein Bedürfnis nach Flucht und Betäubung entstehen, das mit Cannabis oder Alkohol befriedigt wird.

Die Angst der Eltern vor dem Versagen

Versagt mein Kind, habe ich als Elternteil versagt. Aus dieser Angst heraus, greifen Eltern zu sehr in das Leben ihrer Kinder ein und versuchen, sie zu Höchstleistungen anzutreiben. Dabei verlieren sie das Wohl ihrer Kinder aus dem Augen und verletzen die kindliche Autonomie.

Was Kinder wirklich brauchen

Statt guter Zeugnisse und einen geradlinigen Lebenslauf brauchen Kinder Freiräume, Platz für Abenteuer, Räume zur Selbstentfaltung und die Chance, auch einmal scheitern zu dürfen. So geben Eltern ihren Kindern das beste Rüstzeug für ein selbstbestimmtes Leben ohne Drogen mit auf den Weg.

 

Wie ich weiter oben schrieb: In der Kindheit erlittenen Verletzungen können aber müssen nicht in die Sucht führen. Es lohnt sich aber, sich die Erfahrungen näher anzuschauen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Eine psychologische Beratung kann dabei unterstützen.

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