Warum greifen wir zu Drogen und Alkohol als Ausweg?

Warum greifen wir zu Drogen und Alkohol als Ausweg?

Ob ein Glas Wein nach einem stressigen Tag, die Zigarette in einer Pause oder der Griff zu stärkeren Substanzen – viele Menschen nutzen Drogen und Alkohol, um ihren Alltag zu bewältigen. Aber warum eigentlich? Wieso suchen wir Trost in Dingen, die uns kurzfristig betäuben, aber langfristig schaden? Um das zu verstehen, müssen wir tiefer blicken: in unsere Psyche, unsere Kindheit und die gesellschaftlichen Muster, in denen wir leben.

 

Drogen und Alkohol als kurzfristige „Lösung“

Alkohol und andere Substanzen wirken oft wie ein schneller Schalter: Stress wird gedämpft, Sorgen scheinen leichter und das Leben kurzzeitig erträglicher. Auf der biochemischen Ebene werden Botenstoffe wie Dopamin oder Serotonin ausgeschüttet, die ein Gefühl von Belohnung und Leichtigkeit erzeugen.

Doch das ist nur die Oberfläche. In Wahrheit greifen wir nicht zu Substanzen, weil sie uns guttun – sondern weil wir einen Mangel spüren, den wir anders nicht zu füllen wissen. Der Rausch ist wie ein Pflaster auf einer Wunde, die nie richtig behandelt wurde.

 

Die psychologische Wurzel: Flucht vor Gefühlen

Viele Menschen nutzen Drogen und Alkohol, um unangenehme Emotionen zu betäuben. Gefühle wie Trauer, Wut, Einsamkeit oder Scham sind schwer auszuhalten, wenn wir nicht gelernt haben, mit ihnen umzugehen. Statt sie zu fühlen, suchen wir einen Ausweg – und der Rausch bietet genau das.

In Wahrheit zeigt uns diese Flucht, dass wir nie gelernt haben, Emotionen als Teil unseres Lebens zu akzeptieren. Wer schon früh erfahren hat, dass Gefühle nicht willkommen sind („Sei stark!“, „Reiß dich zusammen!“), der sucht als Erwachsener oft Wege, sie zu verdrängen.

 

Kindheit und ungestillte Bedürfnisse

Nicht selten liegt der Ursprung in unserer Kindheit. Wenn wir als Kind zu wenig Sicherheit, Liebe oder Zuwendung bekommen haben, entsteht ein Loch in uns – ein Gefühl des Mangels. Später versuchen wir, dieses Loch zu füllen: durch Anerkennung, Konsum, Arbeit oder eben durch Substanzen.

  • Ein Kind, das seine Bedürfnisse nie äußern durfte, lernt: „Ich darf mich nicht zeigen.“

  • Ein Kind, das keine Geborgenheit erfahren hat, sucht später in Alkohol das warme, beruhigende Gefühl.

  • Ein Kind, das nicht gesehen wurde, sucht im Rausch eine Möglichkeit, sich selbst wenigstens kurz zu spüren.

Hier zeigt sich: Sucht ist nie einfach nur „eine Schwäche“, sondern ein Ausdruck tiefer seelischer Wunden.

 

Gesellschaftlicher Druck und Normalisierung

Alkohol ist in unserer Gesellschaft nicht nur akzeptiert, sondern oft sogar erwünscht. Wer nicht mittrinkt, wird schnell als Außenseiter betrachtet. „Komm schon, ein Glas geht doch!“ – dieser Satz klingt harmlos, ist aber Ausdruck dafür, dass wir Drogen und Alkohol verharmlosen.

Auch der Druck, ständig zu funktionieren – im Job, in Beziehungen, im Alltag – verstärkt die Flucht in Substanzen. Wir leben in einer Gesellschaft, in der Leistung mehr zählt als echtes Fühlen. Kein Wunder, dass so viele Menschen abends das Bedürfnis haben, „abzuschalten“.

 

Die Spirale der Abhängigkeit

Das Gefährliche: Was als scheinbar harmlose Entlastung beginnt, entwickelt sich oft zu einem Muster. Unser Gehirn gewöhnt sich an den künstlich erzeugten Dopaminschub. Mit der Zeit braucht es mehr von der Substanz, um denselben Effekt zu spüren – und so rutschen wir langsam in die Abhängigkeit.

Dabei wird die eigentliche Ursache – der innere Schmerz – nie gelöst. Im Gegenteil: Sie verschärft sich, weil die Substanzen unser Leben zusätzlich belasten. Probleme in Beziehungen, finanzielle Schwierigkeiten oder körperliche Schäden kommen hinzu.

 

Der Ausweg: Hinsehen statt fliehen

Der erste Schritt, um aus dieser Spirale auszubrechen, ist, ehrlich hinzusehen. Anstatt den Schmerz zu betäuben, dürfen wir ihn annehmen und uns fragen: Was fehlt mir wirklich?

  • Ist es Nähe und Geborgenheit?

  • Ist es das Gefühl, wertvoll zu sein?

  • Ist es die Freiheit, Gefühle zu zeigen?

Therapie, Coaching oder Selbstreflexion können helfen, diesen Kern zu erkennen. Heilung entsteht nicht, indem wir weiter fliehen, sondern indem wir lernen, uns selbst auszuhalten – mit allem, was da ist.

 

Die Schwäche als Ausweg

Wir greifen zu Drogen und Alkohol nicht, weil wir „schwach“ sind, sondern weil wir auf der Suche nach einem Ausweg sind. Ein Ausweg aus innerem Schmerz, Einsamkeit oder alten Wunden. Doch der wahre Weg liegt nicht im Rausch, sondern im Mut, unsere Gefühle zu fühlen und den Mangel an seiner Wurzel zu erkennen. Wenn du beginnst, deine inneren Wunden zu heilen, verlierst du das Bedürfnis nach Betäubung – und findest stattdessen echte Freiheit.

 

Hast du Probleme mit deinen Emotionen und Gefühlen ins Auge zu blicken und mit ihnen richtig umzugehen? Eine psychologische Beratung kann dir helfen.

Zurück

Wie geht es jetzt weiter?

Über meinen Onlinekalender kannst du ein kostenloses Erstgespräch mit mir vereinbaren, bei dem wir uns kennenlernen. Ich rufe dich an deinem Wunschtermin an und wir besprechen dann, wie ich dir weiterhelfen kann.