Vier Lebensereignisse, die uns nachhaltig verändern können

Es gibt die weit verbreitete Annahme, dass sich der Charakter eines Menschen im Laufe des Lebens kaum mehr verändert. Eine neue Studie zeigt jedoch, dass unsere Persönlichkeitsmerkmale nicht in Stein gemeißelt sind, sondern sich im Laufe unseres Lebens durchaus stark wandeln kann. Als Studienbasis diente ein riesiger Datensatz, den die Wissenschaftler ausgewertet haben, um herausfinden, wie sich Krisen wie Trennung oder finanzielle Not auf die Charaktereigenschaften von Frauen und Männern auswirken können.  

Die Studien-Basis

In der australischen HILDA-Erhebung werden seit 2001 jedes Jahr dieselben 35.000 Menschen zu Themen wie Bildung, Beschäftigung, Einkommen, Gesundheit und Lebenszufriedenheit befragt. Ein internationales Forschungsteam hat diese Daten ausgewertet, um mit ihrer Hilfe herauszufinden, wie sich bestimmte Lebensereignisse, zum Beispiel finanzielle Not oder Krankheit auf die Charaktereigenschaften von Menschen auswirken, die diese Ereignisse durchlebt haben.

Messbarkeit von Charaktereigenschaften

Um Charaktereigenschaften messbar zu machen, arbeitete das Forschungsteam mit den wichtigsten Dimensionen, die die Persönlichkeit eines Menschen ausmachen. Dabei verwendeten sie das psychologische Konzept der sogenannten „Big Five“. Zu Ihnen gehören

• die Offenheit für Erfahrungen
• Gewissenhaftigkeit
• Extraversion (soziale Kontakte)
• Verträglichkeit (Empathie und Kooperation) sowie
• emotionale Verletzlichkeit.

Jede dieser Eigenschaften ist bei allen Menschen vorhanden, allerdings in unterschiedlicher Ausprägung, die man auf in einzelnen Skalen abbilden kann. Jeder von uns kann in allen fünf Punkten auf der jeweiligen Skala eingeordnet werden. Dabei bestand bislang die Grundannahme, dass wir unseren Punkt auf der Skala früh finden und uns im Laufe unseres Lebens kaum mehr davon weg bewegen.

Dieser Annahme widersprechen die Ergebnisse der Studie. Die Forscher gelangten zu der Überzeugung, dass es vier Ereignisse gibt, die das Potenzial haben, unsere Charaktereigenschaften nachhaltig zu verändern.

Vier Ereignisse, die uns auch als Erwachsene stark verändern können

Die nachfolgenden vier Lebensereignisse sind die einflussreichsten, was die Veränderung unseres Charakters anbelangt. Viele von uns haben schon mindestens eines dieser Ereignisse durchlebt.

1. Finanzielle Not

Wer eine schwere Zeit mit großen finanziellen Problem überstanden hat, wurde dadurch im Durchschnitt aufgeschlossener für soziale Kontakte und gleichzeitig weniger gewissenhaft. Dies gilt für Frauen und Männer. Geldnot verstärkte bei allerdings bei Männern die emotionale Verletzlichkeit.

2. Schwere Krankheit

Frauen, die mit einer plötzlichen schweren Erkrankung oder mit Verletzung konfrontiert waren, wurden ebenfalls offener für soziale Kontakte und das im Vergleich zu Männern dreimal so häufig. Auch bei schwerer Erkrankung eine Familienmitglieds war es so, dass Frauen mit anderen Menschen häufiger über ihre Sorgen sprachen als Männer, die darin womöglich ein Zeichen von Schwäche sahen.

3. Heirat

Hier traten die Unterschiede zwischen Frauen und Männern am deutlichsten zutage. Eine Heirat führte bei Frauen zu mehr emotionaler Instabilität und weniger Verträglichkeit, vor allem was Empathie und Rücksicht anbelangt. Bei Männern hingegen bewirkte eine Heirat keine nennenswerte Veränderung im Charakter.

4. Rente

Im Ruhestand entdeckten die Forscher – auch langfristig – keine Veränderung der Persönlichkeit bei Frauen. Was die Männer anbelangt, sahen sie jedoch die „Grumpy-Old-Men“-These bestätigt: Mit Eintritt in die Rente wurden Männer im Laufe der Zeit immer unverträglicher, weniger rücksichtsvoll und empathisch.

Zum Thema Rente findest du hier einen Blogbeitrag von mir: Der psychische Rentenschock

Zusammenfassend kann man sagen, dass eine Krise oder ein Schicksalsschlag unsere Charaktereigenschaften nachhaltig durchaus auch positiv beeinflussen können.

Befindest du dich in einer Lebenskrise? Dann kann dir eine psychologische Beratung Hilfestellung geben, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen, um die Krise besser zu bewältigen.