Suizid, wenn der Gedanke zur Realität wird

Suizid, wenn der Gedanke zur Realität wird

Im Durchschnitt sterben täglich 25 Menschen in Deutschland durch Suizid. Diese erschreckende Rate wird im Statistischen Bundesamt festgehalten und jedes Jahr neu berechnet. Wie kommt es dazu, dass sich jemand selbst das Leben nehmen möchte? Unser komplexes System Psyche ist hier gemeinsam mit unseren Erlebnissen zu einem Puppenspieler in unserer Welt geworden.

 

Der Hintergrund 

Unter der Suizidalität versteht man die Summe aller Kräfte eines Menschen, die in Richtung Selbstvernichtung gehen. Sie ist meist der Ausdruck einer Einengung durch objektiv oder subjektiv erlebte Belastungssituationen, sowie eine Störung des Erlebens und Empfindens. Durch ein traumatisches Ereignis, wie eine Trennung, der Verlust eines Jobs, hohe Schulden oder ein allgemeiner Verlust, wird bei der Person ein tiefer, unerträglicher Schmerz ausgelöst, der das weiterleben unmöglich erscheinen lässt.  

Oftmals entsteht der Mangel von Liebe und Kraft um mit diesen Gefühlen umzugehen in der Kindheit. Durch das fehlen der Mutterliebe und den leuchtenden Augen der Mutter, fühlt sich die Welt lieblos und leer an. Bekommt man nun seine erste Freundin hat man den Ersatz der Mutterbrust gefunden, plötzlich hat das Leben wieder einen Sinn. Endet die Beziehung fällt die Mutterbrust, Liebe und das Vertrauen zur Welt wieder weg. Alles erscheint wieder sinnlos.

 

Die Phasen nach Pöldinger

Der Psychologe Walter J. Pöldinger hat die Phasen des Suizid entwickelt, in denen wir deutlich vom ersten Gedanken bis zur Tat nachvollziehen können, was in diesem Menschen vor sich geht. Insgesamt kündigen 75% aller Menschen die sich selbst umbringen möchten, den Suizid auch an und 50% gehen davor sogar zum Arzt. Trotzdem werden die Zeichen oft von den Umliegenden falsch gedeutet.

I Erwägung: In dieser Phase sprechen die Personen oft davon, sich irgendwann einmal umzubringen, meistens werden diese Sätze nicht richtig ernst vom Umfeld genommen. Bis diese Idee entsteht kann es von einer Stunde bis zu 30 Jahre dauern.

II Ambivalenzphase: In dieser Zeit schwankt der suizidalgefährdete noch zwischen dem Ja und Nein. Er versucht auch immer noch um Hilfe zu beten, entweder bei einem Arzt oder Bekannten. Das findet meist circa zwei bis drei Tage vor der Tat statt.

III Entschlussphase: Plötzlich wird der Mensch sehr ruhig, da er sich schon für die Tat entschieden hat. Für das Umfeld wirkt es, als ob der Albtraum ein Ende hat und die Person wieder einen klaren Kopf fassen kann. Es ist auch die gefährlichste Phase, weil in diesem Zeitraum oft keiner mehr an den Selbstmord denkt. 70% der Betroffenen nehmen sich in den nächsten 24Stunden das Leben. 

 

Die Einengung nach Ringel

Der Suizidforscher und Individualpsychologe Erwin Ringel hat herausgefunden, dass Menschen, die sich das Leben nehmen keinen anderen Ausweg sehen aufgrund von Einengung. Diese kann durch unterschiedlichste Faktoren im Leben hervorgerufen werden. Man spricht von der situativen Einengung durch das Umfeld, wie im Arbeitsplatz, in der Beziehung oder auch im Freundeskreis. Man fühlt sich eingegrenzt im Tun und Handeln. 

Daraufhin engen sich auch die Gefühle und das Denken ein. Beides geht nur noch in die eine Richtung, wie zum Beispiel das Schwarzdenken. Unweigerlich schnüren sich im Anschluss auch die eigenen Werte ein, es lohnt sich nicht mehr für irgendetwas Energie aufzuwenden und sich einzusetzen. Ohne jeglichen Sinn zu haben schotten sich die Personen meist auch sozial vollständig ab. Man fühlt sich ja eh schon komplett verloren und in Ketten gelegt. 

 

Kann man einen Suizid vorher erkennen?

Tatsächlich gibt es verschiedene Auffälligkeiten, die darauf hin deuten können, dass eine Suizid-Gefahr besteht. Wichtig ist sich vorsichtig heranzutasten und den Menschen eigene und klinische Hilfe anzubieten. Niemand sollte sich für seine Gefühle oder die Art mit ihnen umzugehen schämen oder verschließen.

  • Ist nie wütend - hat man eine belastende Arbeit, Ehe oder es passiert etwas Schlimmes, doch der Betroffene fühlt dabei gar nichts? Die Aggression sollte nicht unterdrückt werden, denn irgendwann ballt sie sich auf und richtet sich zurück zu dir
  • Keine Kontakte - ist man sozial komplett abgeschottet und spricht mit Niemandem über die Gefühle, kommt Einengung hervor
  • Selbstverletzung - Menschen die sich selbst nicht spüren oder einen unerträglichen Schmerz aus Erlebnissen, versuchen sich zu fühlen oder diesen zu übertünchen indem sie sich selbst verletzen durch ritzen oder ähnlichem
  • Suizidoffenheit - Wie in den Phasen von Pöldinger bereits erwähnt sprechen die Meisten die sich durch den Freitod das Leben nehmen dies auch offen an. Sie verspüren ein Bedürfnis danach tief in sich Selbst.

 

Hilfe geben und der Umgang

Gibt es Jemanden in deinem Umfeld, der offensichtlich nahe gelegt hat sich selbst das Leben zu nehmen und vielleicht sogar schon in Behandlung ist? Du kannst mit verschiedenen Mitteln auch selbst versuchen Hilfe zu leisten.

  • Im sozialen Umfeld integrieren und mitnehmen um einen stabilen Untergrund zu schenken
  • Einengung sprengen durch stündliche Planungen, wie morgen um 8:00Uhr gehen wir zum Frühstücken, so bleibt kein Platz für leere Gedanken
  • Sinngebung vom Leben durch die eigenen Kinder und Familie, Hobbys, Wunscherfüllung, etc.
  • Insgesamt ein tragfähiges Netz schaffen, in dem Stabilität vorhanden ist

Was kann ich tun, wenn ich Jemanden gefunden habe, der sich gerade versucht hat umzubringen? Entferne das Mittel zum Selbstmord wie Strick, Tabletten etc. Danach ist es entscheidend den Betroffenen in die stabile Seitenlage zu legen und sofort den Notarzt zu verständigen. Reanimiere und entgifte so gut es dir möglich ist. 

Tritt der Fall eines Freitods in deinem engeren Umfeld auf und du hast keine Warnsignale gesehen oder konntest nicht mehr helfen, mach dir selbst bitte keine Vorwürfe. Man darf nie vergessen, dass jeder Mensch zu jeder Zeit selbst die Verantwortung trägt, ob er leben möchte oder nicht. Hat sich jemand für den Selbstmord entschieden, sollte man dies auch respektieren und zu gleich die unbeantworteten Fragen und Schuldgefühle von dir ablegen.

 

Bist du in dieser Thematik betroffen oder hast Probleme mit dem Suizid eines geliebten Menschen umzugehen, kann dir eine psychologische Beratung weiterhelfen.

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