Neurodermitis - die gestörte Hautbarriere

Neurodermitis - die gestörte Hautbarriere

Neurodermitis ist die häufigste Hauterkrankung bei Kindern. 13 Prozent der Schulkinder sind davon betroffen. Oft beginnt die Krankheit jedoch bereits im Säuglingsalter. Ein wichtiges Merkmal der Neurodermitis ist die sogenannte gestörte Hautbarriere. Das bedeutet, der Aufbau der Hautschichten ist beeinträchtigt. Dadurch geht immer mehr Feuchtigkeit verloren – und damit der Schutz vor Keimen und Erregern.

Die Ursachen der Neurodermitis sind immer noch nicht vollständig geklärt. Man vermutet aber, dass eine Veranlagung für Allergien und Überempfindlichkeitsreaktionen sowie Umwelteinflüsse oder Stress die Auslöser sein können. In meiner heutigen Geschichte versuche ich, den möglichen psychischen Ursachen nachzugehen.

 

Das Mädchen Neumitis

Bei Blitz und Donner wurde das kleine Mädchen mit dem Namen Neumitis geboren. Fast wäre ihre Mama zu spät im Kreißsaal angekommen. Neumitis ist das zweite Kind und wird auf einem Bauernhof aufwachsen, den ihre Eltern bewirtschaften.  

Früher Kontaktabbruch, Druck und Stress im Säuglingsalter

Neumitis hatte zu wenig Gewicht und wurde deshalb gleich nach der Geburt in die Kinderklinik verbracht und in einen Brutkasten verlegt. So begann ihr Leben gleich mit einer Stresserfahrung, nämlich mit dem Kontaktabbruch zu ihrer Mutter. Zum Glück durfte sie bereits nach wenigen Tagen nach Hause.

Zuhause angekommen, hatte jedoch niemand Zeit für sie. Es war Herbst und es gab viel Arbeit und Stress für die Eltern wegen der Ernte. Wenn sie zum Füttern aus ihrem Bettchen gehoben wurde, waren Neumitis die Berührungen unangenehm. Die Mama stand stets unter Druck und Anspannung, das spürte sie auf ihrer Haut und das machte ihr große Angst. Bereits im Mutterleib hatte sie die Atmosphäre von Stress, Streit und Hektik gespürt. Vater, Mutter und Oma waren überlastet und daher ständig am Streiten.

Die Haut als Schutzbarriere

Natürlich konnte Neumitis als Baby nicht mit dem Intellekt begreifen, dass sie nicht die Art von Berührung erhielt, die für sie wohltuend war und durch die das Immunsystem erst reifen kann.

Aber auf der unbewussten, emotionalen Ebene spürte sie jedoch: Die Welt da draußen ist in Unordnung. Sie ist schädigend für mich und verstörend. Um sich zu schützen und ihre Ruhe zu haben, zog sich das kleine Mädchen in sich selbst zurück - mit der eigenen Haut als Schutzgrenze zur Außenwelt.

Der Mensch kann jedoch nicht ohne Nähe, Kontakt und Beziehung sein. Und so sprang Neumitis Haut auf, bis sie blutete. Auch ein starker Juckreiz plagte sie entsetzlich. Doch auch dieser offensichtliche Hilferuf wurde von den Eltern nicht vernommen. Weder nahm sich jemand für sie Zeit, noch änderte sich die spannungsgeladene Atmosphäre zuhause.

Die einzige Berührung, die ihr blieb, war, sich selbst blutig zu kratzen. Doch das Einzige, was Vater und Mutter taten, war es, den gut gemeinten Ratschlag des Kinderarztes zu befolgen, der den Eltern riet, die Hände von Neumitis bandagieren, um das Kratzen zu verhindern und Entzündungen vorzubeugen.

Amigo, die Maus – der erste Hinweis

Eines Tages, als Neumitis aufwachte, sah sie an ihrem Bettrand eine freche Maus sitzen. „Hallo, ich bin Amigo, ich bin die schönste Maus hier am Hof. Ich beobachte dich hier schon die ganze Zeit, seit du hier lebst und ich sage dir, so kann es nicht weitergehen. Liebe Neumitis, hast du noch nie davon gehört, dass die Haut zwei Funktionen hat? Du lässt jedoch nur eine zu! Die Haut will aber beides lernen. Ich verstehe, dass du Abgrenzung und Schutz suchst, der Gegenpol ist das Zulassen von Nähe und Liebe. Das darfst du nicht aussperren.“

Neumitis wurde wütend: „Du bist ein Angeber, der leicht daherreden kann. Ich habe meine Gründe und kann die auch rechtfertigen. Du siehst doch, ich genüge nicht, sonst würde sich doch jemand um mich kümmern. Ich gebe schon mein Bestes, ich passe mich an, um perfekt zu sein. Das ist schwer für mich, denn alle sind so bestimmend und buttern mich immer unter. Verschwinde einfach, du dumme Maus. Du verstehst gar nichts. Warte nur bis Kater Gismo kommt, der wird dich hoffentlich schnappen.“

Kaum hatte sie es ausgesprochen, kam auch schon Gismo, der alte Kater, um die Ecke und Amigo verschwand hinterm Schrank.

Die Zeit verging, aber Neumitis Zustand verbesserte sich nicht. Im Gegenteil - in der Schule wollte nicht jedes Kind neben ihr sitzen und an manchem Ausflug durfte sie nicht teilnehmen.

Die Rückkehr der jungen Frau

Längst war aus Neumitis eine junge Frau geworden. Ihre erste Liebe ist zerbrochen und seit langem ist sie wieder einmal auf Besuch bei ihren Eltern. Verzweifelt und mit gesenktem Kopf sitzt sie an ihrem alten Schreibtisch und findet keine Worte für das, was geschehen ist.

Amigo, der Maus, brach es fast das Herz, sie nach so langer Zeit in diesem Zustand auf dem Hof zu sehen. Deshalb beschloss er, sie zu fragen was geschehen war.

„Ich bin zwar alt geworden, Neumitis, aber immer noch die schönste Maus am Hof. Es ist ruhig und einsam hier, seit du weg gezogen bist. Der alte Kater Gismo liegt nur noch in der Scheune und schläft. Hier passiert nichts aufregendes mehr.“  Er ging über den Schreibtisch und blieb vor ihr stehen. „Was ist dir denn geschehen, liebe Neumitis?“

Sie blickte hoch. „Ach du bist es, Amigo. Gibt es dich denn auch noch?“

Langsam begann sie zu erzählen: „Als ich von hier weggegangen bin, lernte ich ziemlich schnell einen Mann kennen. Eigentlich war ich mir gar nicht sicher, ob ich wirklich verliebt bin. Ich wusste auch nicht, ob wir überhaupt zueinanderpassen. Nie konnte ich diesem Mann etwas recht machen, ständig hatte er etwas an mir auszusetzen. Nie konnte ich wirklich ich selbst sein oder mich in der Beziehung einmal fallen lassen. Ich machte Dinge, die ich gar nicht tun wollte. Dauernd hatte ich das Gefühl, nicht genug für ihn zu sein. Gleichzeitig habe ich alles dafür getan, dass es nicht auseinander geht – aber ich war ihm wohl nicht gut genug. Ich bin traurig und schäme mich, weil ich mich so minderwertig fühle.“

Die mögliche Lösung – die Abwehr überwinden

Amigo hörte die ganze Zeit sehr aufmerksam zu. Voller Mitgefühl antwortet er: „Liebe Neumitis du bist doch jung und hübsch. Du findest doch jederzeit einen netten Mann, der zu dir passt.“

Die junge Frau holte tief Luft und entgegnete: „Ich verliebe mich nicht mehr. Ich finde ja auch keinen Mann, in den ich mich verlieben könnte. Es gibt keinen, mit dem es auf Gegenseitigkeit beruht. Immer wenn ich mich verliebe, dann hat er kein Interesse an mir und will mich nicht haben.“

Amigo unterbrach Neumitis: „Das ist deine Abwehr, du sorgst dafür, dass keine Beziehung entsteht. Bei dir verliebt sich immer nur Einer. Dieses Gefühl kennst du ja schon lange. Wenn du dann doch verliebt bist, passiert genau das: Du hast gelernt, dich passend zu machen - aus Angst, nicht gut genug zu sein. Intensiven Kontakt und Nähe hast du nie wirklich kennengelernt. Über die Haut stellen wir Bindung her. Nähe muss man gelernt haben, um dann Bindung und Trennung regulieren zu können. Beides ist wichtig, ansonsten entsteht ein Mangel und deine Haut reagiert.  Das macht dich unzufrieden und traurig. Ich alter Amigo sage dir: Du kannst das überwinden. Schaue, was du gerne machen willst, ohne dass du dir den Rhythmus oder den Druck durch jemand anderen aufzwingen lässt. Spür in dich. Gib dir deinen eigenen Raum für Distanz und Zurückgezogenheit und schaffe dir einen Raum für Kontakt und Nähe. Bring deine Bedürfnisse in Einklang, dann wirst du erfüllt sein.“

 

Fällt es auch dir schwer, intime Nähe und Kontakt zuzulassen? Dann kann vielleicht eine psychologische Beratung für dich hilfreich sein.

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