Mauern bauen - ein Kampf zwischen Nähe und Distanz

Mauern bauen - ein Kampf zwischen Nähe und Distanz

Es gibt keine Grenzen, weder für Gedanken, noch für Gefühle. Es ist die Angst die immer Mauern baut. - Ingmar Bergmann
Mit diesem Zitat wird klar, wodurch Mauern in unserem Leben entstehen. Man begründet sich, dieses Limit als Schutz gesetzt zu haben. Um sich selbst vor schmerzhaften Gefühlen und Ereignissen zu bewahren. Dabei ist es wichtig all unsere Wahrnehmungen im Alltag aufkommen zu lassen. Durch das bewusste wahrnehmen können wir erst Erlebnisse verarbeiten und Gefühle weiterziehen lassen. Ein lebensnotwendiges Gefühl eines jeden Menschen ist es geliebt zu werden. Doch trennen uns diese Grenzen nicht von dieser Liebe?
Viele Menschen kompensieren einschneidende und wiederholte Erlebnisse in der Kindheit und Jugend durch das Ziehen dieser Mauer. Das Muster das dabei entsteht, lässt den Menschen in gewisser Weiße fühlen, denken, wahrnehmen und verändert das Verhalten. Da die Mauer in dieser Art und Weiße das eigene Selbst schützen soll, wird sie oft als wichtig und richtig angesehen. Heute möchte ich mit euch die dabei entstandenen Programme näher anschauen und dir zeigen, warum es sinnvoll ist die eigene Mauer fallen zu lassen.

 

Kindheitsbedürfnisse und deren Auswirkung

Im ersten Lebensjahr des Menschen entwickelt sich die Grundbasis der Psyche. Dort entstehen auch Depressionen oder Süchte, durch Missachtung der Bedürfnisse. Wir kennen alle das typische Beispiel der Mutter, die nervlich am Ende ist und bei Ihrem schreienden Kind sich nicht mehr zu helfen weiß. In dieser Situation ist es entscheidend dem Baby Liebe zu schenken, es im Arm zu halten, ihm das Gefühl von Vertrauen und Geborgenheit zu geben. Lässt man das Kind schreien, gibt man ihm das Zeichen missachtet zu werden, keine Wärme zu erhalten. Ein entscheidender Faktor in der Entwicklung ist es, immer eine Person um sich zu haben, die Sicherheit gibt und konstant erreichbar ist. Dieses missachtete Bedürfnis können bei vermehrter Wiederholung zu den Programmen des Mauern errichten führen. Somit wird klar, das Kind muss den entstandenen Mangel ausgleichen und eine Überlebensstrategie entwickeln. Dadurch entstehen Abfolgen, die das denken, fühlen, wahrnehmen und Verhalten verändern und behindern.

 

Programme und Lebensziele

Diese Programme sind Lebensfallen, die uns am Leben hindern. Durch die Muster fühlt es sich oft an, als ob wir gar nicht die Entscheidung über unser Handeln haben. Ein Programm wird durch ein Signal, wie bei einem Lichtschalter ausgelöst und schon brennt das Licht. Wünsche und Lebensziele, wie eine Familiengründung und Beziehungen werden dadurch oft in den Hintergrund gestellt, da die Angst vor dem Verlassen werden schmerzhafter ist, als der Verzicht. Das große Bedürfnis nach Liebe und Wärme steht der Anforderung nach Distanz und Abgrenzung gegenüber. Es ist ein Kampf zwischen sich öffnen und schließen. Aber wodurch entsteht dieses Programm? Und warum fällt es uns so schwer die Mauer einfach einzureißen? In der Kindheit gibt es unwichtig erscheinende Erlebnisse, die große Auswirkungen darauf haben können. Kontaktabbrüche, wie ein Krankenhausaufenthalt, die Tagesmutter und im Leben vorkommende Trennungen spielen hierbei eine entscheidende Rolle.

Wir wollen uns diesen Kontaktabbruch bei Adam genauer anschauen. Adam wuchs in Frankfurt bei seiner Mutter auf. Am Anfang schien alles perfekt und nach Vorstellung abzulaufen. Nach vier Monaten wurde Adams Oma ein Pflegefall und seine Mutter war mit Pflege und Kind überfordert. Daraufhin entschied sie sich Adam an seine Tante weiter zu geben. Diese kümmerte sich liebevoll um den Kleinen Adam für vier Monate. Nach dieser Zeit starb die Oma und seine Mutter schloss ihren Sohn freudig wieder in die Arme. Man möchte glauben, an die ersten acht Monate seines Lebens kann er sich gar nicht mehr erinnern. Doch unterbewusst wurde ihm das Gefühl vermittelt immer wieder verlassen zu werden. In seinem weiteren Lebensverlauf ist ein Muster entstanden, welches sich in den nicht länger als vier Monate haltenden Beziehungen widerspiegelte. Egal wie die Beziehung lief, nach dieser Zeit kam Adam das Gefühl, er könnte verlassen werden und trennte sich aus Schutz zuvor. Nach vielen gescheiterten Partnerschaften, suchte er einen Psychologen auf, welcher ihm die bestehenden Programme aufzeigen konnte.

Programmabläufe und deren Bewältigung

Es gibt drei Möglichkeiten die Angst vor Verlust zu kompensieren. Sich zu fügen ist eine davon. Dies kann sich in Beziehungen aufzeigen, bei denen der Partner alles für den anderen tut, um nicht verlassen zu werden. Man gibt sich den umliegenden Umständen hin und versucht alles zu tun, um den Anderen glücklich zu stimmen. Die Verbindung muss erhalten bleiben, sonst existiert keine Liebe mir in dessen Leben. Zugleich werden Bedürfnisse und Lebensziele vergessen um diese Wärme zu wahren.

Ein anderer Punkt ist das Vermeiden. Dieses Muster sieht man in Partnerschaften, in denen immer eine Person den Schlussstrich zieht. In der immer versucht wird aus dem Weg zu gehen. Das heißt der programmierte hat das Bedürfnis, die Kontrolle über das Verlassen/ den Verlust zu haben. Dabei können dies unwichtige Kleinigkeiten sein, die dann als Begründung für die Trennung dienen.

Eine andere Art der Bewältigung ist die Überkompensation. Das Gegenteil sozusagen, der typische männliche Macho. In dem man Gefühle überspielt erhält man eine Abgrenzung und distanziert sich.
Dies ist nicht nur in Sachen Liebe ersichtlich. Eine wütende Person die dich mit Ihrem Blick förmlich töten möchte, urplötzlich überfreundlich ist, zählt auch dazu. Durch diese Überkompensationen werden die Erlebnisse bewältigt und ausgeglichen.

Alle drei Arten haben eines gemeinsam. Sie bauen Mauern zu einer Burg, bei welcher Sie die Tore jederzeit schließen können. Nach dem Schließen ist ein erreichen über den Burggraben unmöglich. Es bedarf viel Aufmerksamkeit und Achtsamkeit um diese Mauern einzureißen. Sind sie jedoch einmal gefallen, können alle Prägungen neu erfahren und verarbeitet werden. Es ist nie zu spät Erlebnisse in einem neuen Licht zu betrachten.

Hast du den Mut, deine Mauer Stein für Stein einzureißen? Sie abzubauen? Dann buche gerne ein Beratungsgespräch mit mir.

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