Die Verbundenheit der Familie – Blut ist doch dicker als Wasser, oder?

Die Verbundenheit der Familie – Blut ist doch dicker als Wasser, oder?

„Blut ist dicker als Wasser“ – ein Sprichwort, das wir alle kennen. Es vermittelt den Gedanken, dass Familie das Fundament unseres Lebens ist, dass wir ihr automatisch verpflichtet sind. Doch ist das wirklich so? Bedeutet Familie immer Nähe, Liebe und Unterstützung? Oder dürfen wir auch kritisch hinschauen, welche Rolle unsere Familie tatsächlich für uns spielt?

 

Was bedeutet Familie eigentlich?

Familie ist zunächst ein biologisches Band. Eltern, Geschwister, Großeltern – Menschen, mit denen wir über Gene verbunden sind. Doch im Laufe des Lebens merken wir: Familie ist mehr als nur Biologie. Familie bedeutet Zugehörigkeit, geprägt sein, Teil einer Geschichte sein.

Für manche ist Familie ein warmer Ort der Geborgenheit, ein Netz, das immer auffängt. Für andere hingegen ist Familie auch Quelle von Konflikten, Erwartungen oder Verletzungen. Und genau deshalb stellt sich die Frage: Muss man immer zu ihr halten, nur weil man blutsverwandt ist?

 

Müssen wir an Familie festhalten – um jeden Preis?

Viele Menschen tragen den Druck in sich, den Kontakt zur Familie aufrechtzuerhalten, selbst wenn dieser ihnen nicht guttut. Das Pflichtgefühl kann schwer auf uns lasten: „Es ist doch meine Mutter, mein Vater, mein Bruder…“ Doch Liebe, Respekt und Nähe entstehen nicht automatisch durch Blutsverwandtschaft.

Ein Beispiel: Ein erwachsener Sohn, der immer wieder von seiner Familie kritisiert wird, fühlt sich verpflichtet, jedes Wochenende anzurufen. Jedes Gespräch verletzt ihn, trotzdem hält er fest – aus Schuldgefühlen. Doch wahre Verbindung kann nur dort wachsen, wo auch gegenseitige Achtung herrscht.

 

Was schenkt mir die Familie?

Familie kann sehr viel schenken – wenn sie gesund funktioniert:

  • Halt und Sicherheit: Als Kinder ist die Familie unser erster Schutzraum.

  • Identität: Wir lernen durch die Familie, wer wir sind, woher wir kommen.

  • Liebe und Nähe: Sie kann das erste Umfeld sein, das uns lehrt, Liebe zu geben und zu empfangen.

  • Spiegel unserer Muster: Auch Konflikte innerhalb der Familie zeigen uns viel über uns selbst – unsere Trigger, unsere Erwartungen, unsere alten Wunden.

Doch wenn eine Familie toxisch ist, uns klein hält oder uns nicht so akzeptiert, wie wir sind, dann ist es kein Geschenk mehr. Dann darf man die eigene Definition von „Familie“ erweitern.

 

Familie neu denken – Wahlfamilien und echte Verbundenheit

In der heutigen Zeit entscheiden immer mehr Menschen bewusst, wer für sie Familie bedeutet. Oft sind es Freunde, Partner oder Seelenverwandte, die uns mehr Halt geben als Blutsverwandte. Manchmal ist die engste Familie diejenige, die wir uns selbst im Laufe des Lebens aufbauen.

Ein gutes Beispiel dafür sind Menschen, die in schwierigen Kindheitsverhältnissen aufgewachsen sind und sich später ein Umfeld erschaffen, das sie wirklich trägt. Sie haben gelernt: Familie ist dort, wo Liebe, Vertrauen und Ehrlichkeit sind – nicht zwingend dort, wo Blut verbindet.

 

Wie wir unseren eigenen Platz finden

Ob wir in enger Verbindung mit unserer Ursprungsfamilie bleiben oder nicht – wichtig ist, dass wir einen gesunden Platz für uns finden.

  • Dankbarkeit anerkennen: Selbst wenn vieles schwierig war, wir verdanken unseren Eltern unser Leben. Das darf anerkannt werden, ohne dass wir alles andere entschuldigen müssen.

  • Abstand wählen: Wenn Kontakt verletzt, darf man Grenzen setzen oder sich sogar distanzieren.

  • Neue Bande knüpfen: Freunde, Partner, Mentoren – sie können zu unserer „Herzensfamilie“ werden.

 

Was Familie wirklich ist

Familie ist wichtig – aber nicht um jeden Preis. Blut schafft ein Band, aber es ist nicht automatisch Liebe. Wahre Familie ist dort, wo wir uns gesehen, akzeptiert und getragen fühlen. Ob diese Menschen mit uns verwandt sind oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Familie bedeutet nicht zwangsläufig Blutsbande – Familie ist überall dort, wo echte Liebe, Vertrauen und Verbundenheit leben.

 

Hast du Probleme Verbundenheit mit Menschen aufzubauen oder wurdest verletzt? Eine psychologische Beratung kann dir weiterhelfen.

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