Die Macht der Berührung

Die Macht der Berührung

Kein Wort kann Gefühle so spürbar machen wie eine sanfte Berührung. Sie lindert Schmerzen, stärkt das Immunsystem und kann sogar unser Leben verlängern. Von der Wissenschaft lange kaum beachtet, werden sanfte Berührungen zunehmend erforscht. Deshalb möchte ich mich in meinem heutigen Blogbeitrag mit dem Thema Berührung einmal näher auseinandersetzen – auch vor dem Hintergrund, dass wir in der Pandemie auf Berührungen verzichten mussten.

 

Berührung ist lebensnotwendig

Berührung ist eine essenzielle Notwendigkeit für uns, so wie die Luft, die wir atmen und die Nahrung, die wir zu uns nehmen. Eine Berührung beruhigt den Körper und die Emotionen. Wir fühlen uns körperlich besser und weniger gestresst.

Warum ist dem so? Ganz einfach: Durch Berührungsreize verändert sich die Biochemie unseres Gehirns in positiver Weise.  Es werden dort die Botenstoffe Dopamin und Oxytocin freigesetzt, die wichtig für unser Gefühlserleben sind.

Werden wir dagegen nicht berührt, fährt das Immunsystem herunter, unser Körper läuft auf Sparflamme, die Stimmung wird gedrückt wir ziehen uns zurück.

Die erste Berührung

Die erste Berührung ist einer der wichtigsten Momente im Leben jedes Menschen. Ein neugeborenes Baby kann noch nicht weiter als 30 cm sehen, auch der Hörsinn ist erst nach 4 Wochen völlig ausgereift.

Es sind also Berührungen, die den ersten Kontakt zur Welt schaffen. Der Berührungssinn ist überlebenswichtig. Wir können auf Dauer nicht ohne Berührungen sein. Wenn ein Baby weint, will es den Körper der Eltern spüren. Erst dann kann es sich entspannen und beruhigen. Berührungen gleich nach der Geburt stabilisieren die Atmung, die Körpertemperatur und sogar den Blutzuckerspiegel.

Gerade, wenn die Geborgenheit des Mutterleibs fehlt, spürt der Säugling durch Streicheln und Körperwärme die Sicherheit, dass jemand da ist, der es umsorgt. Berührungen stärken vom ersten Moment an die Bindung zwischen Kind und Eltern.

Wie es früher war

Noch in den 50er und 60er Jahren war man der Auffassung, dass Säuglinge und Kleinkinder durch körperliche Zuwendung und durch Berührungen in schädlicher Weise verwöhnt würden. Wissenschaftler nahmen damals sogar an, dass Füttern und Wickeln ausreichend für die Entstehung der Mutter-Kind-Bindung wären. Bindung ist jedoch nicht abhängig von der Befriedigung von Hunger, auch wenn das Füttern natürlich auch große eine Rolle spielt.

Dies änderte sich durch Studien des Psychoanalytikers und Entwicklungspsychologen René Spitz in Kinderheimen bzw. Waisenhäusern, in denen die Babys nach der Geburt über Monate nur gefüttert und gewickelt wurden - ohne Körperkontakt und Ansprache. Sie erhielten also nur die allernötigste Grundversorgung.

Viele Babys starben und die, die überlebten, trugen schwere seelische und körperliche Schäden davon.  Sie zeigten geringeres Körperwachstum, das Immunsystem war weniger ausgereift und sie konnten selbst einfache Gedächtnisleistungen nicht erbringen. Zentrale Bereiche im Gehirn waren beeinträchtigt und zeigten ein geringeres Volumen.  Außerdem entwickelten sie soziale Defizite, sie konnten keinen Kontakt zu anderen Menschen aufnehmen und es fehlte ihnen die Fähigkeit, Empathie zu empfinden.

Spitz spricht in diesem Zusammenhang von einer „anaklitischen“ Depression, die eintritt, wenn wir uns nicht an jemanden „anlehnen“ können.

Heute wissen wir, dass Babys und Kinder nicht zu viel Liebe, Wärme und Kuscheln bekommen können.

Warum wir uns selbst berühren?

Warum berühren wir uns täglich zwischen 4 und 800 mal selbst im Gesicht? Diese Frage hat eine Forschungsgruppe aus Leipzig in einer Studie beantwortet. Selbstberührungen regulieren den Stress und die Aufmerksamkeit wird dadurch erhöht. Berührungen von außen wirken tief in unserem Inneren. Sie helfen uns, unser emotionales Gleichgewicht zu bewahren.

Berührung als Bedrohung?

Eine Berührung kann auch Macht und Gewalt bedeuten, kann ängstigen und eine Bedrohung sein. In Bruchteilen von Sekunden melden uns die verschiedenen Rezeptoren in unserer Haut, um welche Art von Berührung es sich handelt, ob wir uns entspannen dürfen oder sofort aktiv werden müssen, weil Gefahr droht.

Ohne Berührungen durch die Pandemie

Die Zeiten der Pandemie, in der wir voneinander Abstand halten mussten, waren für viele von uns schwer. Natürlich fand Berührung in der engen Familie statt oder zwischen Partnern. Es gab aber auch zahlreiche Menschen mit sehr wenig sozialen Kontakten, die lange Zeit in Isolation verbracht haben, zum Beispiel alte Menschen oder Singles, die allein leben.

Ohne Berührungen verkümmern wir jedoch. Berührungen geben uns das Gefühl von Sicherheit und Nähe, spenden Trost oder Lust, drücken Freude und Verbundenheit aus. Liebe und Mitgefühl lassen sich über Berührung viel besser vermitteln als durch Worte, Mimik oder Gestik.

Müssen wir auf all das verzichten, kann das zum totalen Rückzug oder zu Depressionen führen, weil soziale Bindungen verloren gingen.

Hast du dich in den letzten 1 ½ Jahren häufig bedrückt, energielos und einsam gefühlt? Dann kann ich dich mit einer psychologischen Beratung dabei unterstützen, wieder in Kontakt mit dem Leben und mit Menschen zu kommen.

 

 

 

 

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