Bindung, Kontakt und Selbstwert
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Bindung, Kontakt und Selbstwert
Unser frühkindliches Bindungs-Erleben prägt uns auch im späteren Leben. Ein Säugling ist völlig abhängig davon, von den Eltern versorgt zu werden. Kommen Mutter und Vater den Bedürfnissen des Babys nach Nahrung, Liebe und Schutz nach, entwickelt sich früh ein Urvertrauen. Dieses Urvertrauen wiederum ist die Grundlage für das spätere Vertrauen in uns selbst, für ein gesundes Selbstwertgefühl sowie für Liebes- und Bindungsfähigkeit. Es ermöglicht uns auch, angstfrei mit anderen Menschen in Kontakt zu treten.
Bindung ist lebensnotwendig
Wir sehen, Bindung ist lebensnotwendig. Fühlt sich ein Baby sicher und geborgen, dann entspannt das Nervensystem und Urvertrauen entsteht. Bindung lernt der Säugling von der Geburt bis zum 1. Lebensjahr. Schreit das Baby, weil es Hunger hat oder Geborgenheit sucht und die Mutter ist da, kann es ausatmen und entspannen, weil es sich sicher fühlen kann. Lässt die Mutter das Kind hingegen schreien, bleibt die Anspannung. Das Baby bekommt Angst und erfährt keine Beruhigung. Wenn das einmal passiert, wird das keine schlimmen Folgen haben. Wird das Baby mit seiner Angst jedoch immer wieder allein gelassen, hat das einen entscheidenden Einfluss auf die Identitätsentwicklung.
Es entsteht das Gefühl, das uns auch Erwachsene dauerhaft begleitet: „Ich muss mich selbst halten, da draußen ist keiner, der auf mich reagiert. Ich kann nichts erwarten.“ Dies wiederum kann zu Hoffnungslosigkeit und dem Gefühl, nichts wert zu sein, führen. Die Lebenskraft wird nach innen gezogen, was die Entstehung von Depressionen begünstigen kann.
Überlebensstrategien
Das Leben will gelebt werden. Neugier und Mut sind die Grundlagen dafür. Droht Gefahr, dann entsteht Angst und Anspannung. Der Kampf ums Überleben beginnt. Stecken wir alle Kraft und Energie in diesen Kampf, entwickeln wir uns nicht weiter und nichts Neues kann entstehen.
Um zu überleben, muss ein Teil der Lebensenergie abgespaltet werden. Dazu hat unser Nervensystem drei Möglichkeiten.
- Alles Herunterfahren (shut down) = das älteste Schutzsystem
- Energie runter auf Sparmodus
- Lebensgefahr = erstarren (Totstellreflex)
Dieses Schutzsystem wirkt von Geburt an. Bleibt ein Säugling mit seiner Angst allein, lernt er
- Ich passe mich an
- Ich brauche nichts
- Ich habe Hemmungen, meine Bedürfnisse auszurücken
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- Kampf/Flucht = das zweitälteste Schutzsystem
Dies hat zur Folge
- Ein Leben in ständiger Anspannung ist normal geworden
- hohe Erregbarkeit durchzieht das gesamte Leben
- Ich fühle mich sofort angegriffen
- Konflikte lösen einen sofortigen Fluchtimpuls aus
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- Soziale Lösung = über Kontakt – Bindung
Das bedeutet:
- Ich brauche Beziehungen, um regulieren zu könne
- Ich tue alles, damit die Beziehung bestehen bleibt
- Ich bin für alle da, helfe jedem, um geliebt zu werden
Bildung vom Selbstwert
Das Kind muss im ersten Lebensjahr Empathie erleben und lernen, um ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln. Ein Mensch, der auf die Welt kommt, ist ein Bündel an Potenzial, das über psychosoziale Wechselwirkung geweckt und entwickelt werden muss. Ansonsten verkümmert es.
Allein kann ein Kind sein Potenzial nicht entfalten, es braucht einen Menschen dazu. Wir Menschen sind Beziehungswesen, wir kommen abhängig auf die Welt. Die Mutter muss ihr Baby über ihre leuchtenden Augen spiegeln. Damit signalisiert sie dem Kind: die Welt ist empathisch, du bekommst, was du brauchst, du bist wichtig, du kannst vertrauen, du bist gut, so wie du bist.
Der Augenkontakt ist ein psychischer Intimraum, er zeigt Interesse und Zuneigung. Ganz besonders erfahren wir dies später in einer intensiven Liebesbeziehung.
Hast du das Gefühl, Beziehungen sind schwierig, unzuverlässig, anstrengend?
Fällt es dir schwer zu vertrauen, hast du Angst, verlassen oder gar betrogen zu werden?
Das könnte daran liegen, dass du Bindung nicht lernen konntest. Wenn du möchtest, schauen wir uns das gemeinsam an.
Denn: So sehr wir uns auch zurückgezogen und isoliert haben oder so tief das Trauma auch sein mag: Auf der tiefsten Ebene gibt es in jedem von uns den tiefen Impuls, in Verbundenheit zu sein.
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