Angst und Schmerz – Feind oder gar Freund?

Angst und Schmerz – Feind oder gar Freund?

Angst und Schmerz nehmen wir fast ausnahmslos als negativ wahr. Dabei handelt es sich um seit Urzeiten unverzichtbare Schutzmechanismen, die unser Überleben sichern. Angst kann uns vor realen Gefahren warnen und dafür sorgen, dass wir uns in Sicherheit bringen. Wenn unsere Psyche aus dem Gleichgewicht gerät, drückt sich das nicht selten durch körperlichen Schmerz aus. In beiden Fällen fordern die Angst beziehungsweise der Schmerz uns auf, genauer hinzuschauen.

Wenn Schmerzen chronisch werden

Es war ein stressiger Tag, du warst angespannt – auf einmal schmerzt der Kopf. Das ist bis zu einem gewissen Grad völlig normal und kann durchaus einmal vorkommen. Ein anderes Thema ist es, wenn Schmerzen chronisch werden. Wenn aus gelegentlichen Kopfschmerzen regelmäßige Migräneattacken werden oder wenn durch dauernde Belastung dein Nacken und deine Schultern so verspannt sind, dass du den Kopf kaum mehr drehen kannst und die Schmerzen einfach nicht nachlassen wollen.
Natürlich ist es in so einem Fall angeraten, sich zunächst an einen Arzt zu wenden. Häufig reichen jedoch die Gabe von Schmerzmitteln und etwas Physiotherapie nicht aus. Auch gibt es nicht immer eine medizinische Erklärung für die Schmerzen. Vielmehr wird die Ursache dann als psychosomatisch bezeichnet. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn du mit ständiger seelischer Überforderung und innerer Anspannung zu kämpfen hast.
Dann kann es sich lohnen, dass du dir – eventuell mit therapeutischer Hilfe – deine Lebenssituation genauer anschaust und herausfindest, wo deine seelischen „Schmerzpunkte“ liegen und wie sie sich auf deinen Körper auswirken. Eine psychologische Beratung kann dir neue Wege eröffnen, mit Stress, Druck und Konflikten umzugehen und damit auch die Chance erhöhen, dein körperliches Wohlbefinden zu verbessern.

Welche Art von Ängsten gibt es?

Grob unterscheidet die Evolutionstheorie drei Arten von Ängsten:

  • Basale Ängste:
    Hier könnte man von Urängsten sprechen, die die Menschheit von Beginn an begleitet haben. Dazu gehört die Todesangst, also zum Beispiel die Angst, von einem wilden Tier gefressen zu werden, aber auch die Angst vor Schmerzen oder die Angst vor Revierverlust.
  • Soziale Ängste:
    Der Mensch ist ein soziales Wesen und lebt in sozialen Verbänden. Hier kann es zur Angst vor sozialer Isolierung kommen. Man fürchtet das Ausgeschlossen-Werden und, damit einhergehend, den Schutz und die Sicherheit der Gruppe, zum Beispiel durch die Familie, zu verlieren. Zu den sozialen Ängsten zählt auch die Angst vor dem sozialen Abstieg, vor dem Verlust der eigenen Position innerhalb des Verbandsgefüges sowie von Privilegien.
  • Humane Ängste:
    Diese könnte man auch als Zukunftsängste bezeichnen. Zu ihnen gehören die Angst vor Verarmung, vor der eigenen Sterblichkeit, die Angst vor einer göttlichen Instanz, die Sünden bestraft und Versagensängste.

Wenn die Angst entgleist

So wie Schmerz sich chronifizieren kann, kann die Angst „entgleisen“. Dies kann dann zu unbeherrschbaren Angstzuständen führen, ohne dass es einen nachvollziehbaren Grund gibt. Auch kann es zu plötzlichen Panikattacken kommen, die wir nicht verstehen und die unser alltägliches Leben außerordentlich erschweren können.

Wann aber können wir sagen, dass die Angst entgleist?

Wie bereits angedeutet, hat die Angst eine positive Wirkung, indem sie uns vor möglichen Gefahren warnt. Hierzu ein Beispiel: Du bist auf dem Nachhauseweg und nimmst schon von Weitem eine Gruppe aggressiv pöbelnder und alkoholisierter Menschen wahr, die dir entgegenkommt. Die Angst versetzt dich in Alarmbereitschaft, steigert deine Wachsamkeit und führt dazu, dass du die Straßenseite wechselst, um einer unangenehmen Begegnung aus dem Weg zu gehen.

In diesem Fall ist deine Angst nicht übertrieben, denn die Wahrscheinlichkeit, dass du in einer solchen Situation – wie auch immer – angegangen wirst, ist durchaus real. Freud hat dies in seiner Angsttheorie als Realangst bezeichnet. Das bedeutet, dass das Ausmaß der Angst dem Ausmaß der vorliegenden Bedrohung in etwa entspricht.
Eine neurotische Angst liegt nach Freud vor, wenn die Intensität der Angst in keinem Verhältnis zur real bestehenden Gefahr steht. Auch hierfür zur Veranschaulichung ein Beispiel: Entdeckst du eine winzige Spinne in deinem Badezimmer und flüchtest dann panisch aus der Wohnung, stimmt die Relation nicht mehr.

Doch nicht immer ist die Unterscheidung so klar zu treffen. Ob wir das Ausmaß und die Ursachen von Angst als „psychisch krank“ oder „neurotisch“ bezeichnen, hängt auch untrennbar mit politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten zusammen.

So war zum Beispiel 1986 die Angst vor einer Atomkatastrophe nach dem Unglück im Atomkraftwerk Tschernobyl durchaus real. Heutzutage würde man die Atom-Angst eventuell als übertrieben bezeichnen.

Wenn der Angstauslöser tief im Unbewussten sitzt

Angst kann nicht nur entgleisen, sondern auch chronisch werden. Das bedeutet, die Angst ist – ganz ohne Grund – einfach ständig vorhanden, sie hat sich zum Dauerzustand beziehungsweise zu einer Angststörung entwickelt. Du weißt also nicht mehr, woher deine Panikattacken kommen und was der Auslöser war.
In diesem Fall spricht die Psychotherapie von einer Spaltung von Gefühl und Inhalt. Das heißt, dein Angstgefühl, deine Panik bleibt im Bewusstsein erhalten, aber der eigentliche Angstauslöser ist vom Bewusstsein abgespalten und tief im Unbewussten vergraben. Ursache hierfür können traumatische Erlebnisse in der frühen Kindheit sein, die vom Bewusstsein vollständig verdrängt wurden.

In diesem Fall kann eine tiefenpsychologische Beratung dich dabei unterstützen, deiner Angststörung auf den Grund zu gehen und unbewusste Konflikte offenzulegen, zu bearbeiten und zu befrieden.

Gerne kannst du dich bei Fragen rund um das Thema Angst an mich wenden.

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